Freitag, 04. Juli 2014, 09.00h-17.45h,
Aula der Hochschule für Philosophie
Die heute gerade in der Krankenversorgung sehr erfolgreiche Verhaltenstherapie hat klassischerweise die Kategorie "Persönlichkeit" oder "Person" nicht in ihrem Repertoire theoretischer Begriffe:
Das Verhalten steht im Vordergrund und so ist die Person gewissermaßen nur der Träger des Verhaltens. Die Persönlichkeit kann das Reiz-Reaktions-Verhältnis modulieren. Sie ist die transsituativ invariante Verhaltensdisposition, wie es Eysenck noch in Form der Extraversion und des Neurotizismus vorsah. Im Gegensatz dazu hat die Psychoanalyse ein komplexes Konzept von der Persönlichkeit, deren Organisationsniveau auch pathologisches Verhalten wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung verstehen lässt (Kernberg, Rudolf, Mentzos).
Dabei ist das Konstrukt der Persönlichkeitsorganisation im konzeptionellen Rahmen der Psychodynamik generell für das Verständnis der jeweiligen Pathologien relevant. Auch hat die akademische Psychologie mittlerweile komplexe empirisch fundierte Persönlichkeitskonzepte aufgebaut (Kuhl). Allerdings sind es Personen mit Persönlichkeiten, die in die Therapie kommen und so fragt es sich, welche Bedeutung die Person als Subjekt mit einer individuellen Biographie und sozialen Position und Rolle im Kontext der Psychotherapie hat.
Interessant in dieser Hinsicht ist der Beitrag der Philosophie, die seit der Antike eine umfangreiche Diskussion des umfänglicheren Begriffs der "Person" aufweist (Frankfurt, Parfit). Dieses Konzept kann möglicherweise im Lichte der modernen philosophischen Anthropologie (Haeffner, Thiess) wichtige Anregungen für die Psychotherapie bieten (Goller).
Bei der Tagung wurden diese Konzepte in Hinblick auf ihre Bedeutung in der Psychotherapie diskutiert.
Prof. Dr. Brüntrup SJ
Prof. Dr. Frick SJ
Prof. Dr. Dr. Dr. Tretter
Programm
9.00 Uhr
Beginn der Veranstaltung
9.15 Uhr
Einführung in den Expertenworkshop
Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter (München)
9.45 Uhr
Person und Persönlichkeit: Diachrone Identität und synchrone Integration
Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (München)
10.15 Uhr
Diksussion
10.45 Uhr
Kaffeepause
11.00 Uhr
Psychoanalyse und Neurowissenschaft. Einsichten aus einer neuropsychoanalytischen Studie mit depressiven Patienten
Univ.-Prof. Dr. Anna Buchheim (Innsbruck)
11.30 Uhr
Diskussion
12.00 Uhr
Persönlichkeit in der modernen Psychologie
Prof. Dr. Julius Kuhl (Osnabrück)
12.30 Uhr
Diskussion
13.00 Uhr
Mittagspause
14.30 Uhr
'Ich ist ein Anderer' - die Abhängigkeiten des Ichs
Prof. Dr. Wolfgang Mertens (München)
15.00 Uhr
Diskussion
15.30 Uhr
Person und Persönlichkeit: eine trauma-therapeutische und kognitiv-verhaltenstherapeutische Perspektive
Prof. Dr. Markos Maragkos (München)
16.00 Uhr
Diskussion
16.30
Kaffeepause
16.45 Uhr
Person oder Persona? Wie der Mensch in der Psychotherapie vorkommt
Prof. Dr. Eckhard Frick (München)
17.15 Uhr
Diskussion
17.45 Uhr
Ende der Veranstaltung
Organisation
Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (Hochschule für Philosophie)
Prof. Dr. Eckhard Frick SJ (Hochschule für Philosophie)
Prof. Dr. Dr. Dr. Felix Tretter (Isar-Amper-Klinikum München-Ost)
Ludwig Gierstl M.A. (Hochschule für Philosophie)
Dr. des. Ludwig Jaskolla (Hochschule für Philosophie)
Weitere Informationen
Veranstaltungsort
Hochschule für Philosophie
Kaulbachstr. 31a
80539 München
Fortbildungspunkte
Gefördert durch den Erich-Lejeune-Lehrstuhl für Philosophie und Motivation