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"Lagebesprechungen" widmen sich Analysen der Gegenwart im Kontext zeitgenössischer Theoriebildung an den Schnittstellen von Philosophie, Politik, Literatur und Religion. Die Professoren Dominik Finkelde (Hochschule für Philosophie) und Clemens Pornschlegel (LMU) laden dazu herzlich in die Buchhandlung "Lost Weekend" ein.
Lagebesprechung
#10
The Withdrawl of Objects
Graham Harman (Los Angeles) über Objekt-orientierte-Ontologie
Special guest: Slavoj Žižek
Samstag, 1. Dez. 2018, 19 Uhr
Neben dem Schreibtisch, den die Physik auf einen Atomhaufen in Tischform reduziert und dem Schreibtisch, an dem wir im Alltag sitzen, entdeckt Harman noch einen dritten Tisch zwischen diesen beiden. Objekte sind für ihn nie einfach, was sie sind. Sie ziehen sich zurück und interagieren nur in Ausschnitten ihres Seins mit uns Menschen und untereinander. Das Panorama einer überzähligen Welt entsteht, in dem das Verhältnis von Menschen zu Objekten entmachtet ist. Harman verfolgt so eine an Aristoteles und Heidegger ausgerichtete Ontologie, die international viel rezipiert wird.
Nach seinem Vortrag diskutiert Harman mit Slavoj Žižek und den Gastgebern der Lagebesprechung, Dominik Finkelde und Clemens Pornschlegel, seine Theorie. (Die Veranstaltung ist auf Englisch)
Lagebesprechung
#9
Wege und Irrwege des Sozial-Nationalismus
Ein Gespräch mit Stephan Lessenich (LMU)
Dienstag, 12. Juni 2018, 19 Uhr
Die Entwicklungsstrategie moderner Industriegesellschaften beruht auf dem Prinzip des Fortschritts zulasten anderer. Das Erfolgsrezept heißt Externalisierung: Ausbeutung fremder Ressourcen, Aneignung der Gewinne im Innern, Auslagerung der Kosten an Dritte. Getragen wird diese Logik von dem stillen Einvernehmen großer gesellschaftlicher Mehrheiten. Es manifestiert sich im Wunsch, dass alles so bleiben möge, wie es ist: Wohlstand für alle, die zu "uns" gehören. Dieser soziale Nationalismus trägt zunehmend aggressive Züge - und reicht bis weit in die vielbeschworene "Mitte" der Gesellschaft hinein.
Lagebesprechung
#8
Heidegger on Truth.
Ein Gespräch zwischen Paul Livingston und Markus Gabriel
Donnerstag, 7. Dezember 2017, 19 Uhr
Was ist Wahrheit? Traditionell gesagt: nichts weiter als die Übereinstimmung eines Urteils mit einem Sachverhalt. Das Urteil, dass der Mond kleiner als die Sonne ist, ist wahr, wenn der Mond kleiner als die Sonne ist. Heidegger hat diesen Begriff von Wahrheit verworfen. Wahrheit bezeichne kein neutrales Relationsverhältnis zwischen Mensch und Tatsache, sondern sei ein paradoxes Phänomen, das Teil menschlicher Existenz ist. Die Philosophen Paul Livingston und Markus Gabriel diskutieren, wie Heideggers Theorie der Wahrheit zu verstehen ist.
Die Veranstaltung ist auf Englisch.
Lagebesprechung
#7
"Kolonialismus und kein Ende": Hans Christoph Buch
Dienstag, 16. Mai 2017, 19 Uhr
Kolonialismus gilt als Relikt imperialer Politik des 19. Jahrhunderts. Aber scheinbar gibt es auch heute moderne Formen davon. Und kann man Kolonialismus überhaupt überwinden? Der Romancier, Essayist und Erzähler Hans Christoph Buch hat wie kein anderer seiner Generation aus Bürgerkriegs- und Katastrophenregionen berichtet. Besonders steht das Fortwirken kolonialer Vergangenheiten in der Karibik und auf dem Kontinent Afrika im Zentrum seiner Berichte. Der Enkel einer Haitianerin und ehemaliges Mitglieder der „Gruppe 47“ liest aus einem Bericht jüngerer Zeit. Im anschließenden Gespräch geht es um das Verhältnis von Kultur und Identität, wie auch um moderne Formen des Kolonialismus.
Lagebesprechung
#6
Alenka Zupančič: "Repeating the End"
Dienstag, 22. November 2016, 19 Uhr
Wie stellen wir uns ein Ende vor? Und wie beeinflusst, das, was wir uns als Ende vorstellen, dasjenige, was vor dem Ende kommt? Die international renommierte Philosophin Alenka Zupančič analysiert diese Beziehung zwischen Wiederholung und der Vorstellung vom Ende. Eine Beispiel dieser Struktur betrifft Phänomene der Abhängigkeit. Abhängigkeiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie strukturell ihr Ende jeder Zeit in Aussicht stellen und sich durch diese Illusion doch gerade am Leben erhalten. Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.
Lagebesprechung
#5
Ein Werkstattgespräch mit John Searle
Samstag, 4. Juni 2016, 17 Uhr
Der amerikanische Philosoph John Searle (UC Berkeley) hat in vier Jahrzehnten die amerikanische Philosophie geprägt. Er wurde besonders durch seine Sprechakt-Theorie bekannt und veröffentlichte anschließend in zentralen Bereichen der Sprachphilosophie, der Philosophie des Geistes, der Metaphysik und in der Erkenntnistheorie. Im Jahr 2000 erhielt er den renommierten französischen Prix Jean Nicod für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Philosophie des Geistes. 2004 wurde ihm die Medaille der amerikanischen National Humanities im Weißen Haus verliehen. Seine jüngsten Publikationen sind Wie wir die soziale Welt machen (Suhrkamp 2012), und Seeing Things as They Are (Oxford UP 2015). Im Rahmen der Reihe „Lagebesprechungen“ spricht er mit Dominik Finkelde über seine jüngsten Forschungen.
Lagebesprechung
#4
Zur Politik des Genießens: Marx und Lacan
Dienstag, 14. Juni 2016, 19 Uhr
Was ist die Beziehung zwischen Lust und Macht? Wie autonom sind wir in unseren libidinösen Ökonomien? In welcher Weise bestimmt die Logik des Kapitals unsere subjektiven Denkmuster? Diese und andere Fragen sind wesentlich für eine Auseinandersetzung mit unser Gegenwart für die Marx und Lacan grundlegende Begriffe der Analyse entwickelt haben.
Samo Tomšič ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität Berlin im interdisziplinären Cluster „Bild Wissen Gestaltung“. Seine Forschungsschwerpunkte sind Strukturalismus, Psychoanalyse und Epistemologie. Seine jüngste Publikationen sind: The Capitalist Unconscious: Marx and Lacan (Verso 2015) und Jacques Lacan: Between Psychoanalysis and Politics (Routledge 2015).
Lagebesprechung
#3
Markus Gabriel, "Philosophie im Zeitalter des Naturalismus - eine Alternative"
Dienstag, 31. Mai 2016, 18 Uhr
Unter „Naturalismus“ versteht man u.a. die physikalische Lehre von der Welt als Kausalkette aufeinander stoßender Billiardkugeln. Wenn aber nun alles immer schon eine Kette ist, dann gibt es auch nichts außerhalb von ihr, z.B. keine Ausnahme, keinen Anfang, keinen Akt der Freiheit. Physik und Neurowissenschaft übernehmen die Rolle von Fundamentalwissenschaften, wie sie einst Theologie und Philosophie inne hatten. Der prominente Erkenntnistheoretiker Markus Gabriel (Universität Bonn) hat sich mit dem Naturalismus wiederholt auseinandergesetzt. Im Gespräch mit Dominik Finkelde und Clemens Pornschlegel präsentiert er seine Alternative eines freien Willens.
Markus Gabriel ist Professor für Erkenntnistheorie, Philosophie der Neuzeit und der Gegenwart an der Universität Bonn. Er hat u.a. drei herausragende Bücher zur Erkenntnistheorie geschrieben und jüngst sein Buch Sinn und Existenz bei Suhrkamp veröffentlicht.
Lagebesprechung
#2
Die Wiederkehr des Religionskriegs
Dienstag, 19. Januar 2016, 19 Uhr
Die Anschläge in Paris im November 2016 durch religiös-militante Terrorgruppen haben die Frage nach dem Verhältnis von säkular-administrativ verwaltetem "guten Leben" und religiösem Leben, das teils nur die Entweder/Oder-Dichotomie kennt, neu aktualisiert. Wie kann sich die säkulare Gesellschaft mit ihren metaphysischen Inhalten zur metaphysische Welt der Religion mit ihren säkularen Inhalten in ein Verhältnis setzen?
Clemens Pornschlegel hat über den Einfluss der Religion in der säkularen Moderne geforscht im Rahmen des gleichnamigen Exzellenzclusters an der LMU. Er kommt darüber mit Prof. Felix Ensslin ins Gespräch, der die Erfahrung von Terror aus nächster nähe in den 1970er Jahren erlebt hat. Moderation: Dominik Finkelde.
Felix Ensslin ist Professor für Ästhetik und psychoanalytische Kulturtheorie an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Er wurde 1967 in Berlin geboren, studierte in New York Philosophie und Theaterregie und arbeitet heute zur zeitgenössischen Ästhetik im Kontext der Philosophie der Psychoanalyse. Zusammen mit Marcus Coelen gibt er im Diaphanes-Verlag die Theoriereihe „Subjektile“ heraus. Sein Buch zum 'Subjekt der Nichtigkeit bei Martin Luther' erscheint demnächst bei Diaphanes.
Lagebesprechungen
#1
Idealismus und Exzess:
Zum Fall Alain Badiou
Dienstag, 1. Dezember 2015, 19 Uhr
Alain Badious Werk vereinigt Universalität und Illegalität als gleichursprüngliche Momente des Normativen in seiner Theorie des Ereignisses. Damit prägt er brisante zeitgenössische Debatten zu den Grenzen demokratischer und diskursiver Vernunft, zur Aktualität der kommunistischen Idee und zum Recht auf politische Militanz.
Frank Ruda (Goethe Universität, Frankfurt/M.) und Dominik Finkelde (Hochschule für Philosophie, München) kommen über Badiou und seine Philosophie ins Gespräch. Anlass dazu sind ihre jüngsten Publikation: Rudas Buch „For Badiou“ und Finkeldes Buch „Exzessive Subjektivität“. Die Autoren diskutieren unter der Leitung von Clemens Pornschlegel (LMU, München) über das Erbe Badious für die Theoriebildung der Gegenwart.
Frank Ruda is wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und Visiting Lecturer am Institut für Philosophie der Akademie der Künste und Wissenschaften in Ljubljana, Slovenien. Seine jüngsten Publikationen sind „Hegels Pöbel“, „For Badiou. Idealism without Idealism“ (2015) sowie „Abolishing Freedom: A Plea for the Contemporary Use of Fatalism“ (forthcoming 2016).
Dominik Finkelde SJ ist Professor für Erkenntnistheorie und Philosophie der neuesten Zeit an der Hochschule für Philosophie in München. Jüngste Publikationen sind sein Kommentar und seine Übersetzung von Jacques Lacans „Struktur, Andersheit, Subjektkonstitution“ (2015) und das Buch „Exzessive Subjektivität. Eine Theorie tathafter Neubegründung des Ethischen nach Kant, Hegel und Lacan“ (dt. 2015, engl. forthcoming 2016). Gemeinsam mit Slavoj Žižek gibt er die Reihe „Lacanian Explorations“ im August Verlag Berlin heraus.
Clemens Pornschlegel ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der LMU. Seine wissenschaftlichen Forschungen liegen im Bereich der deutschen und französischen Literatur und im Bereich der französischen politischen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Jüngste Veröffentlichung: „Nach dem Poststrukturalismus. Französische Fragen der 1990er und 2000er Jahre“ (2014).