Organisation: Prof. Dr. Axel Hutter - Prof. Dr. Georg Sans SJ
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Gott und Zeit beschäftigt Philosophen und Theologen seit der Antike. In den letzten Jahren lässt sich ein verstärktes Interesse an dem Thema von Seiten der analytischen Religionsphilosophie feststellen. Während sich analytische Religionsphilosophen hauptsächlich am naturwissenschaftlichen Zeitbegriff ausrichten, schenken kontinentale Denker der erlebten Zeit mehr Aufmerksamkeit und fragen, inwieweit unsere Vorstellungen von Gott durch unsere Zeit- und Sprachgebundenheit beeinflusst sind.
Die Cluster-Initiative Zeit – Sprache – Gott hat zum Ziel, Vertreter der analytischen Religionsphilosophie mit kontinentalen Denkern in ein fruchtbares Gespräch zu bringen. Zu diesem Zweck veranstaltet die Hochschule für Philosophie gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Philosophie II der Ludwig-Maximilians-Universität zwei Tagungen, die sich dem Verhältnis von Zeit, Sprache und Gott widmen.
Im Fokus der ersten Tagung, welche im Frühjahr 2017 stattfand, standen Überlegungen aus Anselm von Canterburys „Proslogion“. Eine zweite Tagung im Frühjahr 2018 wird sich Franz Rosenzweigs Aufsatz „Das neue Denken“ widmen. Vor dem Hintergrund dieser beiden Klassiker soll das durch die Begriffe Zeit, Sprache und Gott abgesteckte Feld aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden.
Anselm bestimmt Gottes Allgegenwart als unveränderliche Ewigkeit und unbeendbares Leben. Dabei versteht er die Ewigkeit als eine Art zeitloser Dauer. Rosenzweig hingegen betont die Zeitlichkeit des menschlichen Daseins, die besonders im zwischenmenschlichen Dialog erfahrbar wird. Im Gegenzug zu der seines Erachtens irrigen Vorstellung einer zeitlosen Erkenntnis weist er auf den engen Zusammenhang mit Sprache und Zeit hin. Wie sich diese Zeit- und Sprachgebundenheit auf unser Sprechen über Gott auswirkt, soll während der zweiten Tagung ermittelt werden.