Wenn das eigene Dissertationsthema „Quantitative und qualitative Forschungsmethoden in den Sozialwissenschaften“ lautet und eine Tagung zum Thema „Kontrast, Kongruenz, Kom-plement: „Qualitative“ und „quantitative“ Methoden in den Kommunikationswissenschaften“ stattfindet, ist das eigene Interesse natürlich groß. Die Fachgruppe Methoden der DGPuK traf sich im vergangenen September für drei Tage in Münster und ich konnte als Gast mitverfol-gen, auf welche der drei Formen Kontrast, Kongruenz, Komplement man sich im Lauf der Tagung zu bewegte.
Seit ca. 25 Jahren gibt es in den Sozialwissenschaften einen Streit um die angemessene Methode bei empirischer Forschung. Während die qualitative Seite für hermeneutisch-verstehende Formen des methodischen Vorgehens argumentiert, befürwortet die quantitative Seite standardisierte Verfahren mit statistischer Auswertung. Der aktuelle Stand dieser Ausei-nandersetzung in den Kommunikationswissenschaften, Argumente für und gegen die beiden Methoden und Ergänzungs- bzw. Abgrenzungsmöglichkeiten waren das bestimmende Thema der Tagung.
Zu Beginn war viel von wechselseitiger Ergänzung der Methoden zu hören. Das Kriterium, Methoden dem Gegenstand und der Forschungsfrage entsprechend zu wählen, fand allgemeine Zustimmung. Es wurden verschiedene Studien vorgestellt in denen mittels Methodenkom-bination versucht wurde, ungeklärte Fragen in den Griff zu bekommen, empirisch fundierte Brückenannahmen zu finden oder qualitative Studien durch repräsentativ-quantitative Studien zu untermauern. Alles schien auf Kongruenz und Ergänzung der beiden Methoden hinzuweisen.
Im Lauf der verschiedenen Beiträge wurden dann kritischere Stimmen laut, die von einer Unvereinbarkeit der Methoden sprachen. Die Redner begannen, sich vor ihren Beiträgen einer der beiden Seiten des Streits zuzuordnen. Die seit vielen Jahren in der Diskussion wiederhol-ten Argumente gegen beide Seiten wurden angebracht. In der Abschlussdiskussion wurde der Kontrast besonders deutlich, als sogar der Vorschlag gemacht wurde, die Fachgruppe Methoden in eine „Quantitative“ und eine „Qualitative“ zu trennen. Dabei wurde bis zum Schluss nicht klar, was aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht unter quantitativ und qualitativ zu verstehen ist.
Hier kann eine philosophische Arbeit zur Begriffsklärung ansetzten, die auch nach 25 Jahren der Auseinandersetzung noch relevant zu sein scheint. Herzlichen Dank an pro philosophia für die Unterstützung bei der Fahrt zu dieser Tagung!