Promotionsvorhaben

Arbeitstitel: „Demokratische Bürgerschaft als Herausforderung in der digitalen Konstellation? Jürgen Habermas‘ Bürgerideal im Spiegel des Social Webs

 

Betreuerin: >> Univ.-Prof. Dr. Eva Odzuck

 

Kurzzusammenfassung:

Die ubiquitäre Nutzung digitaler Technologien verändert die gesellschaftlichen wie politischen Verhältnisse grundlegend (Pohle 2020:243). Während der digitale Wandel im Laufe der letzten Jahre zu einem der zentralsten Forschungsgegenstände und trending topic in der Geistes- und Sozialwissenschaft avancierte (Kersting 2019), scheint der wissenschaftliche Diskurs im Bereich der Politischen Theorie fragmentiert und strebt nur selten nach einer systematischen Erfassung der vorherrschenden „umfassende[n] gesellschaftliche[n] Strukturveränderung“ (Thiel 2020: 335). Mit wenigen Ausnahmen (u.a. Forestal, Chambers) sind auch die zentralen Problemfelder des normativen Bürgerbegriffs einerseits und des Verständnisses von zunehmend digitaler oder ‚datafizierter Demokratie‘ andererseits weitgehend isoliert voneinander untersucht worden. Das Dissertationsvorhaben sucht beide bislang getrennt voneinander verlaufende Forschungsstränge miteinander zu verknüpfen, indem es (i) das normative, ‚demokratische Staatsbürgerethos‘ (Habermas 2005) der deliberativen Demokratietheorie, wie es Habermas‘ Schriften implizit konturieren, textexegetisch herausarbeitet und dieses anschließend (ii) kritisch im Spiegel des Social Webs – als stellvertretenden Ausschnitt der digitalen Konstellation – auf seine Realisierbarkeit hin zu prüfen sucht. Ausgehend von der Prämisse des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit, wie Habermas diesen jüngst postulierte (Habermas 2021), und den dadurch veränderten Modi intersubjektiver Kommunikation und Partizipation fragt die Arbeit nicht nur nach dem normativen Kern demokratischer Bürgerschaft, sondern auch nach deren wesentlichen Herausforderungen und Perspektiven in der digitalen Konstellation.

„Neue Probleme verschieben die alten Perspektiven. Sie eröffnen gar, was wichtiger ist, Zukunftsperspektiven, aus denen wir überhaupt wieder Handlungsalternativen wahrnehmen“ (Habermas, Faktizität und Geltung, 2019: 632)

Stand: 02/22