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Edmund Husserl: "Philosophie als strenge Wissenschaft"
Proseminar
2-stdg.
Donnerstag, 17–19 Uhr. Am 24. April findet eine doppelte Sitzung statt, von 15 bis 19 Uhr.
Raum:
Seminarraum 3
Termine:
ab 10. April 2014
BA:
III/1
Thematik
Bei dem Aufsatz "Philosophie als strenge Wissenschaft" handelt es sich um eine der bedeutendsten Schriften von Edmund Husserl, dem Vater der Phänomenologie. Erschienen im März 1911 in der Zeitschrift "Logos" bildet dieser Text die erste wichtigere Veröffentlichung des Philosophen seit seinen "Logischen Untersuchungen" (1900/1901). Bei dem Bestreben, die Philosophie durch ein klares und festes Prinzip als echte Wissenschaft zu begründen, schließt sich Husserl einer langen Tradition an, die in der Neuzeit mit Descartes beginnt und über Kant und die deutschen Idealisten in das 20. Jahrhundert einmündet. Er polemisiert darum gegen die skeptischen und empiristischen Tendenzen in der Philosophie seiner Zeit und kritisiert sowohl den Naturalismus als auch den Historizismus, die versuchen, die Philosophie auf experimentelle Psychologie bzw. auf eine bloße Weltanschauung zu reduzieren. Um eine strenge Wissenschaft zu werden, muss die Philosophie seines Erachtens vielmehr ihre eigene Methode und ein geeignetes Fundament bestimmen. Nach Husserl ist die eigene Methode der Philosophie die Phänomenologie, und das klare und feste Fundament, das der Philosophie zugrunde liegt, lässt sich im Bewusstsein finden. Nur als Phänomenologie des Bewusstseins kann demnach die Philosophie zu einer strengen Wissenschaft werden. "Philosophie als strenge Wissenschaft" stellt in diesem Sinn ein echtes Manifest der Phänomenologie und eine treffende Einleitung in das Denken Husserls dar.
Ziele
Gründliche Auseinandersetzung mit Husserls Aufsatz "Philosophie als strenge Wissenschaft", um in die Phänomenologie als Erkenntniskritik und als Theorie des Bewusstseins einzuführen.
Methode
Vorbereitende Lektüre der Texte, Impulsreferat und anschließende gemeinsame Textlektüre mit Diskussion
Qualifikation
Zum Scheinerwerb werden regelmäßige und aktive Beteiligung, die Übernahme mindestens eines Referats und die Anfertigung einer Seminararbeit von 16.800–24.000 Zeichen verlangt.
Literatur
Textausgaben: Husserliana: Husserl, Edmund: Die Philosophie als strenge Wissenschaft. In: Logos 1 (1911) 289–341. Wiederabgedruckt in: Husserliana (Bd. 25). Aufsätze und Vorträge (1911–1921). Hrsg. von T. Nenon und H. R. Sepp. Nijhoff: Dordrecht 1987, 2–62. – Husserl, Edmund: Cartesianische Meditationen. In: Husserliana (Bd. 1). Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge. Hrsg. von S. Strasser. Den Haag 1950. Zweite Auflage: Hrsg. von R. Boehm. Nijhoff: Dordrecht 1963 (1973). – Empfohlene Studienausgaben: Husserl, Edmund: Philosophie als strenge Wissenschaft. Mit einer Einleitung hrsg. von Eduard Marbach. Meiner: Hamburg 2009. – Husserl, Edmund: Cartesianische Meditationen. Mit einer Einleitung und Registern hrsg. von Elisabeth Ströker. Meiner: Hamburg 2012. – Sekunderliteratur: Zu "Philosophie als strenge Wissenschaft": Berlinger, Rudolph: „Inhaltsanalyse“ und „Nachwort“. In: E. Husserl: Philosophie als strenge Wissenschaft. Klostermann: Frankfurt am Main 1971, 75–101. – Diehl, Ulrich: Was heißt "Philosophie als strenge Wissenschaft"? Zu Husserls gleichnamiger Schrift aus heutiger Sicht. In: U. Diehl – G. von Silvers (Hg.): Wege zur politischen Philosophie. Festschrift für Martin Sattler. Königshausen und Neumann: Würzburg 2005, 199–219. – Marbach, Eduard: Einleitung. In: Husserl 2009, VII–XLVI. – Handbücher und Einführungen: Gander, Hans-Helmuth (Hg.): Husserl-Lexikon. WBG: Darmstadt 2010. – Hopkins, Burt C.: The philosophy of Husserl. Acumen: Durham 2011. – Janssen, Paul: Edmund Husserl. Werk und Wirkung. Alber: Freiburg/München 2008. – MacDonald, Paul S.: Descartes and Husserl. The philosophical project of radical beginnings. State University of New York Press: Albany 2000. – Mayer, Verena: Edmund Husserl. Beck: München 2009. – Mohanty, Jitendra N.: The Philosophy of Edmund Husserl. A Historical Development. Yale University Press: New Haven/London 2008. – Römpp, Georg: Husserls Phänomenologie. Eine Einführung. Marix: Wiesbaden 2005. – Spileers, Steven: Edmund Husserl. Bibliography. Kluwer Academic Publishers: Dordrecht/Boston/London 1999. – Zahavi, Dan: Husserls Phänomenologie. Übersetzt von B. Obsieger. Mohr Siebeck: Tübingen 2009. Das Buch erschien 2003 unter dem Titel Husserl’s Phenomenology bei Stanford University Press.