04* | Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher

Grundlagen der Sozialwissenschaften

Vorlesung 1-stdg. Mittwoch 10–12 Uhr
Raum: Aula
Termine: 8.10.2014, 15.10.2014, 29.10.2014, 5.11.2014, 12.11.2014 und 19.11.2014
BA: I/5
ZEP: A

Thematik

Den Sozialwissenschaften, die zuweilen auch als Gesellschaftswissenschaften bezeichnet werden, geht es um die wissenschaftliche Analyse sozialer Phänomene. Über dieses sehr allgemeine Verständnis hinaus ist jedoch schon oft umstritten, welche Disziplinen zu den Sozialwissenschaften zu zählen sind. Noch weniger Konsens als über den Gegenstandsbereich gibt es über das Erkenntnisinteresse und die angemessene(n) Methode(n). Bei näherer Betrachtung verweist diese Debatte auf grundlegende wissenschaftstheoretische, erkenntnistheoretische und sozialphilosophische Fragen, die sich im Zusammenhang sozialwissenschaftlicher Untersuchung stellen. Die Sozialwissenschaften sind damit „zutiefst philosophie- und methodologiegeprägte Disziplinen“ (Hans Lenk), was eine „Philosophie der Sozialwissenschaften“ mit verschiedenen Aufgabenfeldern erforderlich macht. Dabei sind die (einzelnen) Sozialwissenschaften, ihre Vorgehensweisen und Methoden rational zu rekonstruieren und die damit verbundenen philosophischen Vorentscheidungen offenzulegen. Gleichzeitig bedarf es einer Kritik der Methoden und damit verbundener Annahmen, um ihre Erklärungskraft zu erhöhen und damit ein besseres Verständnis der sozialen Welt zu gewinnen. Diese Methodenkritik ist auch die Voraussetzung dafür, orientierende Maßstäbe für die Gestaltung der sozialen Welt zu geben.

Ziele

Diese einführende Vorlesung wird einen Überblick über die unterschiedlichen Vorstellungen von Sozialwissenschaften, ihre verschiedenen Teildisziplinen und methodischen Zugänge geben und sich dabei besonders der beschriebenen Aufgaben einer „Philosophie der Sozialwissenschaften“ widmen. Gliederung (vorläufig): 8.10.: Ursprung, Gegenstand und Methode der Sozialwissenschaften
  • 15.10.: Der Anspruch der Wertneutralität als „versteckte Ideologie“?
    • 29.10.: Naturalismus und ökonomischer Imperialismus
      • 5.11.: Zur Problematik der Annahme „sozialer Gesetzmäßigkeiten“
        • 12.11.: Die Bedeutungshaftigkeit der sozialen Welt und interpretative Ansätze
          • 19.11.: Zusammenfassung: Ein Plädoyer für Methodenpluralismus und Interdisziplinarität

Methode

Vorlesung mit Rückfragemöglichkeit

Voraussetzungen

keine

Literatur

  • Ahrens, J./Beer, R./Bittlingmayer, U.H./Gerdes, J. (Hrsg.) 2011. Normativität. Über die Hintergründe sozialwissenschaftlicher Theoriebildung, Wiesbaden.
  • Becker, G. S. 1993. Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens, 2. Aufl., Tübingen.
  • Béland, D./Cox, H.C., Ideas and Politics in Social Science Research, Oxford 2011.
  • Geertz, C. 1986. Dichte Beschreibung: Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt/M.
  • Gorton, W.A., The Philosophy of Social Science, Internet Encyclopedia of Philosophy, www.iep.utm.edu/soc-sci/
  • Jarvie, I.C./Zamora-Bonila, J. 2011. The Sage Handbook of Social Sciences, London. (bitte nicht in Stabi vorbestellen!)
  • Käsler, D. 1998. Max Weber : Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung, Frankfurt/M.
  • Lamnek, S. 1995. Qualitative Sozialforschung, Bad 1: Methodologie, 3. korr. Auflage, Weinheim.
  • Lee-Peuker, M.-Y. u.a. (Hrsg.) 2007. Kultur - Ökonomie – Ethik, München 2007.
  • Lenk, H. 1986. Zwischen Wissenschaftstheorie und Sozialwissenschaft, Frankfurt/M.
  • Manstetten, R. 2000. Das Menschenbild der Ökonomie: Der homo oeconomicus und die Anthropologie von Adam Smith, Freiburg (Breisgau).
  • Mayntz, R. 2009. Sozialwissenschaftliches Erklären. Probleme der Theoriebildung und Methodologie, Frankfurt.
  • Müller, J. 1997. Entwicklungspolitik als globale Herausforderung: Methodische und Ethische Grundlegung, Stuttgart u.a.
  • Putnam, H. 2002. The Collapse of the Fact/Value Dichotomy and other Essays, Cambridge u.a.
  • Sayer, A. 2011. Why Things Matter to People. Social Sciences, Values and Ethical Life, Cambridge u.a.
  • Wallacher, J./Scharpenseel, K./Kiefer, M. (Hrsg.) 2008. Kultur und Ökonomie: Globales Wirtschaften im Spannungsfeld kultureller Vielfalt.
  • Weber, M. 1991. Schriften zur Wissenschaftslehre, hrsg. und eingeleitet von M. Sukale, Stuttgart.