Kant und die Idee des Staates als Maschine
BA: III/2
MAkons: III (EG)
MA-Ethik: V
MA-IB: V
Anmeldung bis 22.05.2017 bei: giampiero.basile@hfph.de
Thematik
In Zentrum des Seminars steht die Auseinandersetzung mit den beiden 1784 veröffentlichten Aufsätzen Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht und Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? von Kant. In diesen Texten beschäftigt sich der Philosoph mit dem Problem des Verhältnisses zwischen der politischen Gewalt eines Rechtsstaates und der Gedankenfreiheit der Bürger. Er beabsichtigt dadurch die Überwindung der Konzeption des Staates als bloße Maschine und der Bürger ausschließlich als Teile jenes Mechanismus.
Einleitend dazu werden zuvor die Entstehung und die Verbreitung der Idee des Staates als Maschine behandelt. In dieser Hinsicht wird zunächst die Auffassung der Welt als Uhrwerk und des Menschen als Automaten berücksichtigt (Mager 2009, Neumann 2010), welche Hobbes’ Anwendung der Metapher der Maschine auf den Staat vorbereitet. Beachtet wird diesbezüglich insbesondere Carl Schmitts Deutung des Leviathans. Anschließend wird die Durchsetzung der Idee des Maschinenstaats in Preußen zur Zeit der deutschen Aufklärung (Stollberg-Rilinger 1986) thematisiert, vor allem anhand der Schriften des Philosophen-Königs Friedrichs II.
Im Anschluss an die Lektüre der beiden genannten Aufsätze von Kant wird der letzte Teil des Seminars der philosophischen Reflexion über das Verhältnis zwischen Aufklärung und dem Mythos des politischen Absolutismus im 20. Jahrhundert gewidmet. Betrachtet werden insbesondere zwei gegensätzliche Positionen: diejenige von Cassirer (Aufklärung als Gegensatz zum Mythos des Absolutismus und einziges Heilmittel gegen denselben) und diejenige von Adorno und Horkheimer (Aufklärung als instrumentelle Vernunft und eigentlicher Ursprung des politischen Absolutismus). Thema der abschließenden Debatte ist die Frage, inwiefern sich Kants Auffassung der Aufklärung von den beiden genannten Visionen unterscheidet.
Ziele
Rekonstruktion von Kants Kritik der Idee des Staates als Maschine in ihrem historischen Kontext und Beurteilung ihrer Aktualität.
Methode
Vorbereitende Lektüre der Texte, Impulsreferat und anschließende gemeinsame Textinterpretation mit Diskussion.
Qualifikation
Zum Scheinerwerb werden regelmäßige und aktive Beteiligung, die Übernahme mindestens eines Referats und die Anfertigung einer Seminararbeit von 28.800-43.200 Zeichen verlangt.
Literatur
Cassirer, Ernst: The Myth of the State (1946). Text und Anmerkungen von Maureen Lukay. Gesammelte Werke Hamburger Ausgabe, Bd 25. Meiner: Hamburg 2007
Friedrich II., der Große, König von Preußen: Werke. Hrsg. von G. B. Volz. 10 Bde.. Berlin 1912–1914
Hobbes Thomas: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. Teil I und II. Aus dem Englischen von Walter Euchner. Kommentar von Lothar R. Waas. Suhrkamp: Berlin 2011
Horkheimer, Max – Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1944). Fischer: Frankfurt am Main: 2016
Kant, Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784). Akademie-Ausgabe 8: 33–42
Kant, Immanuel: Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlichen Absicht (1784). Akademie-Ausgabe 8: 15–31
Mager, Kurt: „Mensch und Welt im Spiegel der Uhrenmetapher“. In: Perspektive der Philosophie 35 (2009) 233–266
Neumann, Hanns-Peter: „Machina Machinarum. Die Uhr als Begriff und Metapher zwischen 1450 und 1750“. In: Early Science and Medicine 15 (2010) 122–191
Schmitt, Carl: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes. Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols. Mit einem Anhang sowie einem Nachwort des Herausgebers. Hohenheim: Köln 1982
Stollberg-Rilinger, Barbara: Der Staat als Maschine. Zur politischen Metaphorik des absoluten Fürstenstaats. Duncker & Humblot: Berlin 1986