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PD Dr. Mara-Daria Cojocaru
Erst das Fressen und dann die Moral? Ethische und politische Positionen zum Thema Fleisch
Proseminar
2-stdg.
Mittwoch, 18–20 Uhr
Raum:
Seminarraum 5
Termine:
ab 26.04.2017
BA: III/1
Thematik
Dieses Proseminar bietet Studierenden die Möglichkeit, zu lernen, unterschiedliche Argumente für und wider den Konsum von Fleisch zu analysieren und zu bewerten. Mit ‚Fleisch’ sind alle sog. Lebensmittel gemeint, die aus getöteten, warmblütigen, nicht-menschlichen Tieren gewonnen werden. Diese Argumente können in unserem Fall ethischer und/oder politischer Natur sein.
Ziele
Die Studierenden sollen darüber hinaus mit den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut gemacht werden. Deswegen wird der systematischen Lektüre philosophischer Texte großer Wert beigemessen. Mit dem Thema „Fleisch“ ist allerdings eines gewählt, das in besonderer Weise die persönliche Lebensführung betrifft und auch deswegen häufig polarisiert. Nicht selten haben Überlegungen und Diskussionen zu dem Thema am Ende wenig mit guten Argumenten zu tun. Ein Ziel des Seminars ist es, diese Spannung zu meistern.
Methode
Deswegen sollen die Studierenden im Rahmen von zwei Sonderveranstaltungen den Bezug von philosophischer Reflexion zu gelebter Praxis für sich rekonstruieren: Die eine Sonderveranstaltung besteht in einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Fleisch, die im Rahmen eines angeleiteten Reflexionsessays aufgearbeitet werden soll; reflektiert wird in diesem Essay auf einen Film, den der Kurs gemeinsam zu Beginn des Semesters aus einer von der Dozentin vorgestellten Liste wählen und am 16. Mai ansehen wird. (Achtung: Das ist ein Dienstag, nicht wie sonst ein Mittwoch!) Dieser Reflexionsessay stellt eine Art Vorbereitung auf die Seminararbeit dar und Sie haben dafür eigens zwei Wochen während des Semesters Zeit.
Die andere Sonderveranstaltung ist eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Seminarthema, die wesentlich von den Studierenden gestaltet werden soll; die Beiträge dazu ersetzen das klassische Referat. Reserviert ist dafür der 5. Juli, ab 19 Uhr. Als Ort steht die Buchhandlung Lost Weekend zur Verfügung. Details der Veranstaltung und weitere mögliche Kooperationspartner werden in der ersten Sitzung geklärt.
In den Seminarsitzungen selbst werden die jeweiligen Texte durch die Dozentin eingeordnet, um dann in Kleingruppenarbeit hinsichtlich ihrer argumentativen Struktur rekonstruiert zu werden, um dann im Plenum produktiv diskutiert werden zu können.
Voraussetzungen
Sorgfältige Lektüre aller Texte (auch der vorbereitenden und der englischsprachigen), Mitarbeit in Kleingruppen, Mitwirkung an öffentlicher Veranstaltung am 5. Juli im Lost Weekend
Qualifikation
Seminararbeit (16.800-24.000 Zeichen) zu einem mit der Dozentin abgesprochenen Thema
Literatur
Vorbereitende Literatur (bei Problemen, diese zu finden, rühren Sie sich bei mir per E-Mail):
„Fleisch“, Lexikonartikel von Klaus Petrus, in: Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen, hg. v. dems. u. Arianna Ferrari, Bielefeld 2015.
„Lesen“, Kapitel 7 in: Werkzeuge des Philosophierens, von Jonas Pfister, Stuttgart 2013.
„Die Fleischesser/Die erste Stufe (Schlussabschnitt)“, von Leo Tolstoi, in: Das Schlachten beenden. Anarchistische, pazifistische, feministische und linkssozialistische Traditionen, Heidelberg 2010.
Seminarliteratur (auf Moodle und tw. in der Bibliothek, bei Problemen, rühren Sie sich bei mir per E-Mail):
Dieter Birnbacher: „Lässt sich die Tötung von Tieren rechtfertigen?“, in: Texte zur Tierethik, hg. v. Ursula Wolf, Stuttgart: Reclam, 2013.
Jan Narveson: „A Defense of Meat Eating“, in: Animal Rights and Human Obligations, hg. v. Peter Singer und Tom Regan, Englewood Cliffs/NJ: Prentice Hall, 1989.
Markus Wild: „Warum es besser ist, kein Fleisch zu essen“, in: Tierisch! Das Tier und die Wissenschaft. Ein Streifzug durch die Disziplinen, hg. v. Meret Fehlmann, Margot Michel und Rebecca Niederhauser, Zürich 2016.
Nancy M. Williams: „Affected Ignorance and Animal Farming: Why Our Failure to Debate Factory Farming Puts Us at Moral Risk“, in: Journal of Agricultural and Environmental Ethics 2008 (221).
Cora Diamond: „Fleisch essen und Menschen essen“, in: Texte zur Tierethik, hg. v. Ursula Wolf, Stuttgart: Reclam, 2013.
John Richard Harris/Richard Galvin: „‚Pass the Cocoamone, Please’: Causal Impotence, Opportunistic Vegetarianism and Act-Utilitarianism“ in: Ethics, Policy, and Environment, 2012 (5:3).
Robert Bass: „What Can One Person Do? Causal Impotence and Dietary Choice“, MS.
Ramona Cristina Elena: „Intensive Livestock Farming: Global Trends, Increased Environmental Concerns, and Ethical Solutions“, in: Journal of Agricultural and Environmental Ethics 2009 (229).