München, 16.6.2015 (HfPh) Die unautorisierte Veröffentlichung einer vorläufigen Version der Enzyklika „Laudato Si'“ offenbart dem Leiter des Münchner Instituts für Gesellschaftspolitik (IGP) Michael Schöpf SJ zufolge die enorme Brisanz der Botschaft des Papstes. „Wir können seit Wochen beobachten, dass sich die Klimaskeptiker in den Reihen der US-Republikaner und weltweit in Position bringen“, sagt er. „Sie rechnen damit, dass Papst Franziskus klar Stellung gegen sie bezieht.“ Durch das Durchsickern entwickelt die Debatte Schöpf zufolge nun eine ganz eigene Dynamik.
Das IGP forscht seit langem zu den Zusammenhängen von Klimawandel und Armut, unter anderem mit den interdisziplinären Studien „Global aber Gerecht“ und „Global Common Good“. „Wir brauchen einen global deal für Klima und Entwicklung“, sagt Schöpf. „Dabei rücken besonders die Ärmsten ins Blickfeld, denen die Mittel fehlen, um sich vor den Klimafolgen zu schützen.“ Die Mechanismen des Markts und der Glaube an die Technik allein könnten weder die Natur als unsere Lebensgrundlage bewahren noch hätten sie den Menschen als Ziel von Entwicklung im Fokus, sagt er. „Wir können die globalen Probleme nicht isoliert lösen.“
Die enorme Öffentlichkeit durch den Leak kann nach Schöpfs Einschätzung dazu beitragen, „dass Klimawandel und Armut nun endlich als gemeinsames Problem wahrgenommen werden“. „Wenn wir diese Probleme lösen wollen, müssen wir uns neu mit der Umwelt und den Armen in Beziehung setzen“, fordert er.
Das Institut für Gesellschaftspolitik ist an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten in München angesiedelt und erforscht interdisziplinär die Zusammenhänge von Entwicklungs- und Umweltproblemen. Eine Verknüpfung von sozialer Analyse und ethischer Reflexion bildet dabei den Schwerpunkt.
Ein beigefügtes Dossier gibt Einblick in die aktuelle Forschung des Instituts zu den Zusammenhängen von Klimawandel, Armut und globaler Gerechtigkeit.