300 Jahre Adam Smith: Impulsgeber für eine nachhaltige Wirtschaft im 21. Jahrhundert

München, 06.06.2023 – Anlässlich des 300. Geburtstags von Adam Smith am 06.06.2023 würdigt Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Präsident der Hochschule für Philosophie München (HFPH), das integrierte Denken des schottischen Moralphilosophen, der zu Recht zum Ahnherrn der modernen Ökonomie wurde. Um seine vorausschauenden Denkanstöße für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu verstehen, müsse man sich jedoch von zahlreichen Fehlinterpretationen verabschieden und sein Werk genauer betrachten.

Porträt von Adam Smith (1723-1790), gemeinfrei

Ganzheitliche Lesart anstatt reduzierter Floskeln

So wird Adam Smith häufig auf die Figur der „unsichtbaren Hand“ oder die Rolle des „Eigeninteresses“ reduziert, weshalb ihn bis heute viele als Begründer eines rüden, neo-liberalen Kapitalismus betrachten. Johannes Wallacher zufolge, der an der HFPH Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik lehrt, greift dies jedoch deutlich zu kurz. Denn sein ökonomisches Opus „Der Wohlstand der Nationen“ von 1776 sei nur vor dem Hintergrund seines ethischen Hauptwerks, der „Theorie der moralischen Gefühle“ von 1759, richtig verstehbar.

„Wer das Werk dieses Moralphilosophen und Ökonomen genauer betrachtet, erkennt, dass Adam Smith in seinem Denken seine beiden Wissenschaftsdisziplinen Ökonomie und Philosophie bewusst dialektisch zum Einsatz brachte. So geht es ihm einerseits um die Befreiung der Marktkräfte; da die Arbeitsteilung jedoch neue soziale Abhängigkeiten schaffe, müssten wirtschaftlicher Tausch und fairer Wettbewerb im Dienst eines höheren Gutes, des Gemeinwohls, gestaltet werden. So verstanden, könnte sich Smith als ein zentraler wirtschaftsphilosophischer Impulsgeber für viele Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erweisen“, so Wallacher in seinem Gastkommentar, welcher am 04.06.2023 online und im aktuellen Handelsblatt erschienen ist.


Effizienz, persönliche, soziale und ökologische Verantwortung verknüpft mit bürgerlichen Beteiligungsrechten

Smith bezog in seiner Theorie ein detailliertes System moralischer Werte, sittlicher Regeln und Gesetze mit ein, mit dem Ziel, das Streben nach Macht und Eigennutz zu begrenzen und das Gemeinwohl zu fördern.

„Mit seiner Integration von ökonomischem und moralphilosophischem Denken verknüpft Smith wirtschaftliche Effizienz und Eigenverantwortung mit sozialer und ökologischer Verantwortung. Sein Wirtschafts- und Moralkonzept bietet entscheidende Orientierung für die Produktion wie für den Schutz von Gemeingütern, die für eine nachhaltige Entwicklung beide unerlässlich sind“, erklärt Smith-Experte Johannes Wallacher.

Als Vorreiter kann Smith daher vielmehr im Hinblick auf seine wirtschaftsstrategische und demokratiepraktische Perspektive gesehen werden, die heute wie damals Anregungen liefert für die Gestaltung von Handelsbeziehungen und Lieferketten über gemeinwohlverpflichteten Wettbewerb bis hin zur Ökonomie von sozialen und ökologischen Gemeingütern.

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