Die Idee, dass es menschheitsgeschichtlich so etwas wie moralischen Fortschritt zu verzeichnen gäbe, findet sich in unterschiedlichen Ausprägungen in Philosophie und Kultur. Selbst in Anbetracht krasser Rückschritte wie der Zivilisationsbrüche des 20. Jahrhunderts oder auch nur angesichts der unvollständig eingelösten Versprechen in Sachen Antidiskriminierung, besteht die Tendenz, doch davon auszugehen, dass das Projekt der moralischen Verbesserung seine Berechtigung hat und mehr darstellt als ein Narrativ, das westlichen Gesellschaften Anlass gibt, sich selber auf die Schulter zu klopfen.
Welche Vorstellungen von moralischem Fortschritt sind aber heute noch tragbar? Wie sind diese metaethisch und pragmatisch zu denken? Welche Rolle kann die Literatur spielen bei der Freisetzung der moralischen Vorstellungskraft für die Entwicklung „besserer“ oder „fortschrittlicher“ Überzeugungssysteme? Wie ist die Spannung zwischen moralischem Anspruch und individueller Überforderung zu verstehen? Gibt es so etwas wie eine (Erfolgs-)Geschichte des moralischen Lernens, die sich fortschreiben ließe auf andere Gebiete, wie etwa auf die Behandlung von nicht-menschlichen Tieren? Wie belastbar sind in dem Zusammenhang oft bemühte Analogien mit Anti- Sklaverei-Bewegungen, der Umweltschutzbewegung und dem Kampf für Frauenrechte? Wenn moralischer Fortschritt wirklich möglich sein sollte, lässt sich ein Muster erkennen, das sich nutzen ließe, um gegenwärtige Entwicklungen hin zum Besseren zu steuern, oder sind Menschen letzten Endes in ihren Bemühungen um moralische Verbesserung immer angewiesen auf das Urteil der Nachgeborenen?
Referent*innen aus der Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft sind eingeladen diese Fragen zu diskutieren - diskutieren Sie mit!
Die Veranstaltung ist kostenlos, um Anmeldung bis zum 17. Juni unter rottendorf@hfph.de wird gebeten. Weitere Informationen hier.