Masterclass 2025 mit Prof. Dr. Anna Marmodoro: "Essentialism: Ancient and Contemporary"

Soll man im Philosophiestudium Philosophiegeschichte unterrichten? Dieser Frage ging die an der Saint Louis University unterrichtende Professorin Anna Marmodoro in einem öffentlichen Vortrag am 25.02.2025 an der Katholischen Akademie nach – ein Nachbericht von Prof. Dr. Patrick Zoll SJ

Prof. Dr. Anna Marmodoro, Copyright: Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ

Was für das Philosophiestudium an der Hochschule für Philosophie München (HFPH) eine Selbstverständlichkeit darstellt, wird z.B. in der anglo-amerikanischen analytisch geprägten Philosophietradition kritisch angefragt. Wer Philosophiegeschichte betreibe, so Kritiker, unterrichte Ideengeschichte der Philosophie, aber bringe den Studierenden keine Philosophie bei.

Diesem und anderen Einwänden hielt Marmodoro hingegen, dass Philosophiestudierende von klassischen Texten und Autoren nicht nur exemplarisch lernen, wie Philosophie in exzellenter Weise betrieben wird, sondern auch die Auseinandersetzung mit den jeweiligen philosophischen Inhalten immer wieder lohnenswert und für heutige Debatten inspirierend sein kann.

15 Studierende, die unter anderen aus Tokio, Italien, Frankreich, der Schweiz und ganz Deutschland angereist kamen, um an der von der Hochschule für Philosophie München und der Katholischen Akademie organisierten dreitätigen Masterclass von 24. bis 26.02.2025 teilzunehmen, bekamen von Marmodoro vorgelebt, wie fruchtbar und erfolgreich ein solches Unterfangen sein kann.

Marmodoro stellte in ihren Vorlesungen ihre ebenso provokante wie geniale Neuinterpretation von Plato und Aristoteles vor, die ihrer Ansicht nach einen von Parmenides ausgehenden Essentialismus weiterentwickeln, wonach konkrete Einzeldinge kein Wesen haben, sondern vielmehr ihr Wesen sind. Eine Reihe von Folgeproblemen, die sich aus der Frage ergeben, wie die Beziehung zwischen einem Individuum und seinem Wesen zu denken ist, lösen sich gemäß Marmodoro damit auf. Aus der Beschäftigung mit antiken Texten, so Marmodoro, lässt sich somit ein Essentialismus rekonstruieren, der einem zeitgenössischen modalen Essentialismus überlegen ist.

Abgerundet wurde die Masterclass mit Präsentationen der Studierenden, die dann von den Anwesenden und Prof. Marmodoro kommentiert und diskutiert wurden. Zum großen Erfolg der diesjährigen Masterclass trugen nicht nur das intensive und dialogisch konzipierte Seminarkonzept und das rigorose Auswahlverfahren der Teilnehmenden, sondern auch die wunderbare Atmosphäre und große Gastfreundschaft der Akademie entscheidend bei, die ein ideales Umfeld für das gemeinsame Philosophieren schuf.

 

– Prof. Dr. Patrick Zoll SJ

 

Information:

Die HFPH veranstaltete von 24.-26.02.2025 in Kooperation mit der Katholischen Akademie in Bayern einen Meisterkurs zum Thema Essentialismus in der antiken und zeitgenössischen Metaphysik für fortgeschrittene Doktoranden der Philosophie und Nachwuchswissenschaftler*innen, die ihre Promotion frühestens im Jahr 2021 abgeschlossen haben.

Der Meisterkurs wurde von Prof. Dr. Anna Marmodoro geleitet. Die Vorträge und Diskussionen im Meisterkurs drehten sich um Teile von Prof. Marmodoros Buch mit dem Titel Parmenidean Essentialism.

Die Organisation übernahmen Prof. Dr. Godehard Brüntrup SJ (HFPH), Prof. Dr. Patrick Zoll SJ (HFPH), Dr. Johannes Schiessl (Katholische Akademie in Bayern), Dominik Fröhlich (Katholische Akademie in Bayern), Dr. Katharina Löffler (Katholische Akademie in Bayern) und Vincent Schäfer (Assistent, HFPH).