Herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme an der Bayerischen EliteAkademie! Was erhoffen Sie sich von der Zeit bei der BEA?
Danke!
Zusammengefasst erhoffe ich mir: Spannende Menschen, Erfahrungen und persönliche Weiterentwicklung.
Schließlich umfasst die BEA vier mehrwöchige Ausbildungsphasen mit Dozentinnen und Dozenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei findet das Ganze nicht nur in Bayern statt, sondern auch Reisen nach Brüssel, China und Vietnam sind geplant. Außerdem können wir bei regelmäßigen Kaminabenden mit inspirierenden Menschen von der Ministerin bis zum DAX-Vorstandsvorsitzenden diskutieren. Zusätzlich coachen uns Führungserfahrene auf unseren individuellen Lebens- und Karrierewegen. Gerade für einen jungen Studenten wie mich ist all das natürlich eine klasse Chance, um von den Erfahrungen „der Großen“ lernen zu können!
Nicht zuletzt freue ich mich auf alle anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten – wer weiß, wie viele Ideen für die Gründungen von Startups beziehungsweise sozialen Initiativen daraus entstehen? Oder Freundschaften? Wir werden sehen. Dass die meisten Alumni jedenfalls weiterhin mit der BEA verbunden bleiben und in ihrer Freizeit etwa Akademien in Afrika organisieren, spricht für sich.
Sie machen gerade zwei Master parallel: Philosophie an der HFPH und General Management an der HHL Leipzig. Welche Schwerpunkte haben Sie jeweils gesetzt?
Mein Schwerpunktbereich an der HFPH ist die praktische Philosophie. Dabei beschäftigt man sich unter anderem mit all den großen Fragen, die im weitesten Sinne mit Politik, Ökonomie und Gesellschaft zu tun haben. Wie meine Fächerkombi vermuten lässt, liegt mein Fokus tendenziell auf Wirtschaftsthemen. An der Uni Bayreuth schrieb ich meine Bachelorarbeit über innovationsfördernde Unternehmenskulturen in Kooperation mit einer Firma in Japan. Die Masterarbeit an der HFPH will ich ebenfalls der Schnittstelle von Ethik, Kultur und Betriebswirtschaft widmen.
Das Spezialgebiet der HHL Leipzig ist gewissermaßen das Thema Entrepreneurship in all seinen Facetten. Neben Strategie und Leadership konzentriere ich mich vor allem darauf. Letztlich möchte ich dort alles lernen, was zur erfolgreichen Organisationsführung und für das Gründen wichtig ist. Meine Masterarbeit wird sicher mit Entrepreneurship zu tun haben – das liegt mir auch deshalb nahe, weil ich zurzeit als werkstudentischer Venture Analyst bei werteorientierten Startup-Investoren tätig bin.
Inwiefern lassen sich Management und Philosophie gut miteinander verbinden und in welchen Bereichen kann die Philosophie hilfreich sein?
„Was soll ich tun?“ ist nach Kant die zentrale Frage der philosophischen Ethik. Gleichzeitig bestreitet kaum ein Mensch, dass wir durch unser Tun nach einem „guten Leben“ streben. Aber was ist denn ein „gutes Leben“? Da wird es schon schwierig, das treibt die Philosophie spätestens seit Aristoteles um.
Nur: Mit zig 24-seitigen Hausarbeiten allein lässt sich beispielsweise der Klimawandel eher schwer aufhalten. Da kommt das Management ins Spiel: Ich bin davon überzeugt, dass die Wirtschaft der Innovationstreiber schlechthin ist. Große Herausforderungen lassen sich erst recht mit dem Unternehmertum lösen, das würden auch Sozialphilosophen wie Friedrich von Hayek unterschreiben.
Trotzdem ist die Betriebswirtschaftslehre an sich erstmal wertneutral, das heißt theoretisch könnte man damit sowohl problematische Geschäfte vorantreiben als auch all das, was nachhaltigen Nutzen für die Gesellschaft bringt. Hier wird die philosophische Wirtschafts- und Unternehmensethik wichtig: Sie hinterfragt – natürlich nicht nur mit Kant und Aristoteles –, was denn nun „gut“ ist und baut das notwendige geistige Fundament dafür. Oft fehlt Entscheidungsträgern schlicht die Zeit für lange ethische Grundlagenreflexionen. Da hilft es, wenn man mithilfe der Philosophie im Voraus einen Werte-Kompass kalibriert, auf den man sich im Business-Alltag verlassen kann.
Was muss man Ihrer Meinung nach mitbringen, um an der BEA aufgenommen zu werden?
Generell sucht die BEA nach Leuten, die Verantwortung übernehmen möchten, besonders in der Wirtschaft. Solche, die in Führungspositionen entscheidende Stellenschrauben drehen und damit die Gesellschaft positiv gestalten wollen, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Die BEA macht keinen Hehl daraus, dass sie eher keine machtgierigen Karrieristen aufnimmt, sondern Menschen, denen die gesamtgesellschaftliche Wirkung wichtiger ist als irgendein hochtrabender Job-Titel auf der Visitenkarte.
Zwar sind sehr gute Noten vom Abitur bis zum Studium Grundvoraussetzung, aber viel wichtiger ist die Persönlichkeit. Man sollte wissen, wer man ist, was einen geprägt hat und was man bis wann erreichen möchte. Vor allem sind Antworten auf das „Warum?“ wichtig. Gleichzeitig wird erwartet, ehrenamtlich vielseitig engagiert zu sein. Das führt dazu, dass eine rege Macher-Einstellung den BEA-Jahrgang prägt und gewiss keine Stubenhocker-Mentalität.
Nicht zuletzt hilft Durchhaltevermögen: Das dreistufige Bewerbungsverfahren zieht sich mit den jährlich rund 1300 bayerischen Bewerberinnen und Bewerbern über mehrere Monate hinweg. Obwohl ich schon so manches Assessment Center durchlaufen habe, war das der BEA wohl nicht nur das anspruchsvollste, sondern dasjenige mit den meisten Überraschungen – vor allem in der letzten Runde. Trotzdem ist es sehr fair gestaltet und selbst wenn es mit einer Aufnahme nicht klappt, kann man viel dabei lernen. Deswegen: Unbedingt bewerben!
Die BEA hat zum Ziel, Studierende zu verantwortungsvollen Führungspersönlichkeiten auszubilden. Wie kann Ihnen die Philosophie auf diesem Weg helfen?
Für mich sind die philosophischen Methoden so etwas wie ein „allroundfähiger Werkzeugkasten“. Sie helfen komplexe Zusammenhänge zu analysieren, logisch stringente Schlussfolgerungen zu ziehen und sauber rational zu argumentieren. Unsere Welt wird immer komplexer und die meisten sind ja Spezialisten in ihren Fachbereichen, das kann schnell zum Tunnelblick verleiten. Gerade Führungspersonen müssen allerdings das große Ganze und die Folgen ihres Tuns im Blick behalten - da kann ein solcher „Werkzeugkasten“ nur nützen.
Gleichzeitig ist die Philosophie gewissermaßen Charakterbildung: Man hat wohl nie mehr so viel Zeit im Leben wie im Philosophiestudium, um sich mit existenziellen Grundsatzfragen so tief auseinanderzusetzen. Dabei darf man gerne ohne Scheuklappen über zehn Ecken weiterdenken. Es gibt wohl wenige Studienfächer, wo das eigene Denken – und dadurch der Charakter – so stark und freiheitlich gefördert wird. Und dass Organisationskulturen maßgeblich vom Charakter ihrer Führungskräfte mitgeprägt werden, ist kein Geheimnis.
Da schließt sich der Kreis: Wenn wir Herausforderungen lösen und für ein „gutes Leben“ auf der Welt sorgen wollen – dann haben wir die Verantwortung aus unserer Komfortzone herauszukommen und etwas auf die Straße zu bringen! Aber: Vor lauter Tatendrang sollte man eben weder das scharfe Nachdenken noch die Persönlichkeitsbildung vergessen. Bei beidem kann die Philosophie helfen.