Festakt zum Promotionskolleg „Zeichen der Zeit lesen“

Am 31. Mai 2022 feierten die Katholischen Hochschulen in Bayern (KHB), ein Zusammenschluss der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH) und der Hochschule für Philosophie München (HFPH), den Beginn der zweiten Phase des gemeinsamen Promotionskollegs unter dem Titel „Zeichen der Zeit lesen: Disruptionen – Evolutionen – Transformationen“. Die Highlights des Abends in der Zusammenfassung:

Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Lehrstuhlinhaberin für Moraltheologie an der Universität Augsburg und Mitglied des Deutschen Ethikrats, hielt den Festvortrag. Copyright: Nick von Fürstenberg

Im Dezember 2016 hatten sich die Hochschule für Philosophie München (HFPH), die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) und die Katholische Stiftungshochschule München (KSH München) in der Kooperation „Katholische Hochschulen in Bayern“ zusammengeschlossen, um Synergien und Expertisen in Forschung, Lehre und Wissenstransfer zu bündeln. Mit dem Beginn der Kooperation startete als erstes Projekt auch das gemeinsame Zentrum für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft von HFPH und KU.

2018 folgte dann die Einrichtung eines Promotionskollegs, das alle drei KHB-Hochschulen zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) ins Leben gerufen haben. „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“ war das Motto dieser ersten Phase des Promotionskollegs. Die Stipendiat*innen erhalten finanzielle und ideelle Förderung der HSS, die volle Konzentration auf die eigene Forschungsarbeit ermöglicht. Die KHB schaffen ein ideales Umfeld für das Promovieren: Workshops und Klausurtage sind der Vorstellung und Diskussion der eigenen Forschungsarbeiten gewidmet, die Stipendiat*innen werden in der Promotions- und Karriereplanung unterstützt, es werden gezielt Räume für interdisziplinäres Denken eröffnet u. v. m.

Das Kolleg unterstreicht damit den Willen der KHB, an den großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit zu arbeiten und die Zukunft mitzugestalten. Deswegen ist auch selbstverständlich, dass nicht nur das Kolleg interdisziplinäre Herangehensweisen befördern will, sondern explizit auch Möglichkeiten für Promotionsstudien von HAW-Absolvent*innen schaffen soll.

Mit ca. 60 geladenen Gästen feierten die KHB nun am 31. Mai 2022 den Beginn der zweiten Phase des Promotionskollegs unter dem Titel „Zeichen der Zeit lesen: Disruptionen – Evolutionen – Transformationen“ in der Münchner Preysingstraße.

„Bleiben Sie mutig – seien Sie offen für kreative Zugänge!“ Dies rief die Präsidentin der Katholischen Stiftungshochschule München, Prof. Dr. Birgit Schaufler, den 13 neuen Kollegiat*innen des Promotionskollegs zu Beginn ihrer Forschungsarbeiten zu.

Dass ein Kolleg mit diesem Thema von enormer gesellschaftlicher Bedeutung ist und eine ganz erhebliche Wirkmacht entfalten kann, erklärt sich angesichts umwälzender globaler Herausforderungen, von der Coronapandemie über den Angriffskrieg auf die Ukraine bis hin zur Klimakrise, fast von selbst.

„Unsere Kollegs stehen für eine konsequente Verbindung von wissenschaftlicher Exzellenz mit interdisziplinärer Diskursfähigkeit und philosophisch-ethischem Orientierungswissen, das in den gegenwärtigen Zeiten des Umbruchs noch wichtiger wird. Das ist ein Mehrwert weit über die Grenzen Bayerns hinaus“, betonte deswegen auch der Präsident der HFPH, Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher.

Diesen Gedanken unterstrich auch noch einmal der Vizepräsident für Internationales und Profilentwicklung der KU, Prof. Dr. Klaus-Dieter Stüwe: „Es genügt nicht zu reagieren: Wissenschaft muss die Gesellschaft mündig machen für die großen Fragen unserer Zeit.“ Einen besonderen Dank richteten die KHB an die Hanns-Seidel-Stiftung, die die beiden Phasen dieses Promotionskollegs mit ermöglicht hat.

PD Dr. Jutta Möhringer, die Leiterin des Instituts für Begabtenförderung der HSS, hob hervor, dass die KHB und die HSS auf einem gemeinsamen Wertfundament stünden. Dies erleichtere die Kooperation ungemein. Das neue Kolleg besteche nicht nur mit seiner interdisziplinären Ausrichtung, sondern mache mit seinem Thema „Zeichen der Zeit lesen“ auch Lust auf mehr.

Durch den Festakt führten als Sprecher*innen des professoralen Leitungsgremiums, das mit jeweils zwei Professor*innen von HFPH, KU und KSH besetzt ist, Prof. Dr. Birgit Dorner (KSH) und Prof. Dr. Rainer Wenrich (KU). Dabei standen zunächst ganz die Stipendiat*innen im Vordergrund.

Die erste Phase des Promotionskollegs, die unter dem Titel „Ethik, Kultur und Bildung für das 21. Jahrhundert“ ab 2018 gearbeitet hatte, konnte feierlich verabschiedet werden. Die große Breite der Themen wurde deutlich: von der Bedeutung von KI und Digitalisierung für unser Menschsein über bildungstheoretische Fragen etwa im Bereich der Augmented Reality bis hin zu ganz praktischen Forschungsgebieten wie der Moral des Essens und ganzheitlichen Perspektiven auf Care und Pflege erstreckt sich das Spektrum der Arbeiten.

Besonders erwähnenswert ist, dass die Stipendiat*innen auch einen gemeinsamen Sammelband erstellt haben, der in diesem Sommer unter dem Titel „Menschsein in einer technisierten Welt“ beim Wissenschaftsverlag SpringerVS erscheinen wird. Die Herausgeberinnen Eva-Maria Endres, Dr. Anna Puzio und Carolin Rutzmoser machten deutlich, dass es dem Team mit dem Sammelband darum gehe, einen Beitrag zu einer abgewogenen und aufgeklärten Debattenkultur für wichtige Zukunftsthemen zu leisten.

Die zweite Phase des Promotionskollegs ist nicht minder breit aufgestellt: Unser Verhältnis zu anderen Kulturen ist genauso enthalten wie Überlegungen zur Solidarität in Postmigrationsgesellschaften oder werte-orientierte Unternehmensführung. „Besonders erfreulich ist, dass es in noch größerem Umfang gelungen ist, Absolvent*innen von HAWs für Promotionen zu gewinnen – denn dies ist ein erklärtes Ziel der Kooperationsinitiative“, führt Dr. Angelika Mayer, Geschäftsführerin des Kollegs, aus.

Prof. Dr. Kerstin Schlögl-Flierl, Lehrstuhlinhaberin für Moraltheologie an der Universität Augsburg und Mitglied des Deutschen Ethikrats, hielt den Festvortrag. Sie nahm die Anwesenden in eine Denkwerkstatt mit, die sich um das gute Leben angesichts von KI-Technik und Klimaresilienz drehte. Eine Ethik der Vulnerabilität als Lösungsansatz (in theologischer Hinsicht, aber auch ganz praktisch z. B. in der Impfpriorisierung) könne dabei helfen, mit großen Herausforderungen umzugehen: Die Verletzlichkeit des Anderen sei dabei Anspruch und Ressource für einen Begriff des guten Lebens. Aber auch der notwendige Hinweis auf die bidirektionalen Wechselbeziehungen der Welt im Sinne von Hartmut Rosa könne ein Schlüssel für die Herausforderungen durch KI und Klimawandel sein.

Mit diesen Anregungen klang der Festakt mit vielen spannenden Gesprächen im Rahmen einer Poster-Gallery der neuen Kollegiat*innen aus.

 

Weitere Informationen unter:

www.katholische-hochschulen-bayerns.de