Begründungsabbrüche in der Ethik (aus Ringvorlesung ZGF)
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Hetzel im Rahmen der Ringvorlesung des ZGF: Brüche. Spannungen. Umgehen. Philosophie aus der Krise? Die Geltungsbedingungen ethischer Argumente werden seit dem Beginn der Neuzeit häufig in Analogie zu Geltungsbedingungen logischer Argumente gedacht. Eine ethische Norm sollte so unabweisbar sein wie ein logischer Schluss, darum hat sie sich auch in die Form eines logischen Schlusses zu kleiden. Als Prototyp für dieses Vorgehen kann der Kategorische Imperativ angeführt werden, der Geltung beansprucht, weil wir uns in logische Widersprüche verwickeln würden, wenn wir ihm nicht folgten. In meinem Vortrag werde ich der Frage nachgehen, inwiefern die Geltung ethischer Argumente weniger auf einer logischen Geltungsübertragung als auf einem Begründungsabbruch beruhen könnte. Andreas Hetzel versucht zu zeigen, dass das Artikulieren und Zur-Geltung-Bringen von ethischen Ansprüchen nie in Schlussfolgerungen aufgeht, sondern sich, wie Wittgenstein sagen würde, immer auch ohne unser Zutun "zeigt". In jeder Ethik finden wir an einer bestimmten Stelle einen Begründungsabbruch, der als Einfallstor für eine Art ethischer Andersheit fungiert. Diskutieren wird Hetzel diesen Zusammenhang ausgehend von J. M. Coetzees Novelle Das Leben der Tiere, deren Protagonistin, Elisabeth Costello, die Gründe schuldig bleiben lässt, aus denen heraus sie sich gegen die moderne Massentierhaltung ausspricht.
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