Pressestimmen:
- Theologe kritisiert Huntingtons "Kampf der Kulturen"-These (kathpress.at)
- „Gedanklich im Jahre 1850“ Nicht Kultur führt zu Konflikten. Ungleichheit und Exklusion begründen das Bedürfnis nach kulturellen Abgrenzungen. (Kontrapunkte - global. solidarisch. transformativ.)
Als Samuel Huntington im Jahr 1993 seinen Aufsatz „Clash of Civilizations?“ in der Zeitschrift Foreign Affairs publizierte, löste er mit seiner Analyse ein gewaltiges Echo aus. „The clash of civilizations will dominate global politics“ – diese These arbeitete er im drei Jahre später erschienenen Buch The Clash of Civilizations weiter aus. „Die Frage ‚Auf welcher Seite stehst du?‘ ist ersetzt worden durch die viel elementarere Frage ‚Wer bist du?‘“, lautete seine Kernthese, die er durch seine Beschreibung der Kulturalisierung sozialer und politischer Prozesse, durch seine Theorie von „Kulturkreisen“ und „Bruchlinienkonflikten“ sowie durch seine Prognose identitätspolitischer Zugriffe auf soziale Prozesse und interkulturelle Beziehungen konkretisierte. Was kurz vor der Jahrtausendwende noch als extreme Zuspitzung erschien (etwa Huntingtons Sicht des Islams, die Prognose einer Entsäkularisierung von Politik, seine identitäre Perspektive auf Kultur und Interkulturalität usw.), wurde unterschiedlich beurteilt: die einen stimmten – infolge eines massiven Rechtsrucks in der Sicherheits-, Migrations- und Fremdenpolitik in Europa und in den USA aufgrund der Attentate von 9/11 – Huntingtons Thesen zu; zahlreiche Wissenschaftler*innen allerdings lehnten diese als kulturessentialistische Position ab.
25 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches Clash of Civilizations erscheint Huntington den einen als hellsichtiger Diagnostiker globaler politischer Prozesse, den anderen als Propagator einer identitätspolitischen Entwicklung, die jegliches Bemühen um einen interkulturellen Austausch oder interreligiösen Dialog, eine konstruktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Pluralität oder eine lernbereite Haltung gegenüber Fremden verunmöglicht. Wie auch immer diese Position eingeschätzt werden mag – die vom Clash of Civilizations behauptete identitäre Logik gehört seit geraumer Zeit zum internationalen politischen Diskurs, und diesem folgenschweren „Erbe“ Huntingtons muss sich gerade die kritische kultur- und politikwissenschaftliche Debatte stellen.
- Ist Huntingtons Beitrag zur „Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert“ (so der Untertitel der deutschsprachigen Buchausgabe) ein weitsichtiger Wurf oder eine kulturpolitische Plattitüde mit verheerenden Folgen?
- Wie sind Huntingtons Analysen, die eigentümlich zwischen Beschreibung und Kritik oszillieren, einzuschätzen: Begrüßt er die Macht kultureller Identitäten, oder warnt er vor ihnen?
- Ist Huntingtons Begrifflichkeit und Analyseinstrumentarium geeignet, um die gegenwärtige weltpolitische Lage zu verstehen, oder gießen sie zusätzlich Öl ins Feuer globaler Konfliktherde?
- Wie antworten Vertreter*innen der Psychologie, der Kultur- und Sozialwissenschaft sowie der Globalisierungs- und Entwicklungstheorien auf das im Clash of Civilizations vertretene Welt- und Menschenbild?
- Inwiefern haben seine kultur-, religions- und identitätspolitischen Thesen weitere Publikationen (wie zum Beispiel Sarrazins Deutschland schafft sich ab) und Tendenzen beeinflusst, die eine weitere Verschärfung eines kulturalistischen und fremdenfeindlichen Diskurses forcieren?
- Welche Alternativen zu Huntingtons Konzept eines globalen Kulturkampfes – etwa aus dem Bereich der Peace Studies – sind anzuführen, und welche Vorstellungen von „Kultur“ und „Identität“ liegen ihnen zugrunde?
Vorträge:
- Samuel P. Huntington: Who Are We? Vom Kampf der Kulturen zur Krise der amerikanischen Identität
- Prof. em. Dr. Berndt Ostendorf (LMU) - muss leider entfallen! - Imaginierte Kulturen – Reale Kämpfe
- PD Dr. Monika Mokre (Österreichische Akademie der Wissenschaften) - Das Frieden der Kulturen – Huntington aus Sicht der transrationalen Friedensforschung
- Prof. DDr. Wolfgang Dietrich (UNESCO-Chair Universität Innsbruck) - Der „Kampf der Kulturen“ und die „Rache Gottes“. Religion(en) zwischen Säkularisierung und Fundamentalismus
- Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl (Universität Salzburg) - Es gibt keine Kultur, aber wir brauchen sie unentwegt
- Prof. Dr. Claudia Jahnel (Ruhr-Universität Bochum) - Subjektivierung unter Bedingungen des antimuslimischen Rassismus – eine psychologische Perspektive
- Prof. Dr. Martina Tißberger (FH Linz) - Beyond Othering – Zeit für Radikales Mitgefühl
- Lena Schützle, M.A. (ZGF/HFPH München) - Kultur statt Kapitalismus? Eine kritische Auseinandersetzung mit Huntington und kulturellen Entwicklungstheorien
- Dr. Karin Fischer (Universität Linz) - muss leider entfallen! - Prophet und Feindbild Huntington – zur epistemologischen Macht selbstreferentieller Diskurse
- Prof. Dr. Barbara Schellhammer (ZGF/HFPH München)
Moderation: Dr. Thomas Steinforth (ZGF/HFPH München)
Die Teilnahme an der Tagung ist für Sie kostenfrei. Senden Sie bitte Ihren Namen und wahlweise Ihre Organisation oder Ihren Studienhintergrund an lena.schuetzle@hfph.de. Sie erhalten daraufhin die Anmeldedaten und weitere Informationen.
Anmeldeschluss ist der 28. April 2021.
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Die Tagung wird durch den Lehrstuhl für Intercultural Social Transformation und das Zentrum für Globale Fragen der HFPH in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Paris Lodron Universität Salzburg organisiert.