100 Jahre Hochschule für Philosophie München (HFPH)
Die Hochschule für Philosophie in München (HFPH) hat am Freitag, 10. Oktober 2025, mit einer Festmesse in der Jesuitenkirche St. Michael und einem anschließenden Festakt im Hochschulgebäude ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Die Festmesse mit rund 1.000 Besuchern zelebrierte Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising. Am Festakt in der Aula der Hochschule nahmen über 300 geladene Gäste teil, darunter Staatsminister Markus Blume MdL, S.K.H. Herzog Franz und S.K.H. Prinz Ludwig von Bayern, der langjährige Bundesfinanzminister und Ehrensenator der HFPH, Dr. Theo Waigel, und Dr. Nathalie von Siemens, Alumna und Kuratoriumsmitglied der HFPH. P. Arturo Sosa SJ, Generaloberer der Jesuiten und Großkanzler der HFPH, hielt die Festrede.
100 Jahre Denken lernen
Seit einem Jahrhundert steht die Hochschule für Philosophie München (HFPH) in Trägerschaft des Jesuitenordens für die philosophische Ausbildung junger Menschen, für die kritische Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen des Mensch-Seins und für die Orientierungsfindung in Zeiten gesellschaftlichen Wandels. „Das 100-jährige Jubiläum unserer Hochschule ist nicht nur ein Anlass zum dankbaren Rückblick auf das Erreichte, sondern Auftrag und Verpflichtung, die bleibende Bedeutung philosophischer Bildung für unsere Gesellschaft aufzuzeigen. Die Anwesenheit so vieler Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Wirtschaft zeigt, dass die Philosophie gerade in Zeiten des Umbruchs und der Verunsicherung ein unverzichtbarer Kompass für verantwortliches Handeln ist. Wir danken allen, die diesen Tag mit uns geteilt haben – und blicken ermutigt und zuversichtlich auf die nächsten 100 Jahre, in denen wir weiter dafür eintreten, Philosophie für die Gesellschaft fruchtbar zu machen“, betont Hochschulpräsident Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher.
Festrede: Vernunft, Verantwortung und Resilienz
Dass an der jesuitischen Hochschule Menschen ausgebildet werden, die mit kritischem Denken, ethischer Verantwortung und einem tiefen Verständnis für gesellschaftliche Zusammenhänge unsere Welt aktiv mitgestalten, wurde in der Festrede besonders deutlich. Diese hielt der Generalobere des weltweiten Jesuitenordens, P. Arturo Sosa SJ, der in seiner Funktion zugleich Großkanzler der HFPH und knapp 200 weiterer Universitäten und Hochschulen des Jesuitenordens weltweit ist.
„Die Münchner Hochschule für Philosophie hat in den letzten 100 Jahren einen bedeutenden Beitrag zum philosophischen Denken in Deutschland geleistet“, sagte Pater Sosa. „Heute erinnern wir uns dankbar an die vielen Menschen, deren Vision, Engagement und unermüdliche Arbeit diese Hochschule zu einer angesehenen und renommierten Institution in Bayern und weit darüber hinaus gemacht haben.“ Als Beispiele nannte er den Jesuiten Alfred Delp, der als Mitglied des Kreisauer Kreises von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde, und den Theologen Karl Rahner SJ. „Wir sind stolz darauf, dass so bedeutende Persönlichkeiten die Pforten dieser ehrwürdigen Institution durchschritten haben.“
Vor dem Hintergrund epochaler Veränderungen in Gesellschaft und Weltpolitik ging Pater Sosa auf die Bedeutung der Philosophie ein. „Die Philosophie kann modernen Gesellschaften grundlegendes Wissen vermitteln und Orientierung bieten – insbesondere in Zeiten komplexer Krisen.“ Das sei angesichts aktueller Entwicklungen wie Populismus, Polarisierung, Protektionismus und Post-Faktizität umso wichtiger, weil diese verunsicherten und Angst machten. „Gleichzeitig wird Rationalität, wenn sie als absolut behandelt wird, engstirnig“, fuhr Pater Sosa fort. „Daher ist an jesuitischen Universitäten das Eintreten für eine bereichernde Beziehung zwischen Glauben und Wissen eine wichtige Grundlage der philosophischen Lehre – wir wissen, dass wir mehr brauchen.“ Als Beispiele nannte er Hoffnung, Kreativität und Dialog.
Pater Sosa wies auch auf aktuelle Gefahren für die Freiheit der Wissenschaft hin. „Die aktuellen autokratischen Tendenzen weltweit, die an einigen Orten die Autonomie und Freiheit der Universitäten massiv untergraben wollen, sind äußerst besorgniserregend“, sagte Pater Sosa. „Diese Angriffe werden oft unter dem Deckmantel der ,akademischen Freiheit‘ geführt – allerdings in einem postfaktischen, verzerrten Sinne“, so Pater Sosa. „Als jesuitische Institution müssen wir für die Wahrheit eintreten und die akademische Freiheit aktiv fördern.“
Pater Sosa schloss seine Rede in München mit den Worten: „Wir können zu Recht stolz sein auf die hundertjährige Tätigkeit der Münchner Hochschule für Philosophie im Dienste der Gesellschaft Jesu, der Kirche und der Welt. Wenn wir dankbar auf diese vergangenen 100 Jahre zurückblicken, erkennen wir auch die große Verantwortung, die uns anvertraute Mission weiterzuführen.“
Ein Diamant „von größter Strahlkraft“
Auch Staatsminister Markus Blume betonte in seinem Grußwort die große Bedeutung der Philosophie gerade angesichts der immer weiter und schneller fortschreitenden gesellschaftlichen Veränderungsprozesse unserer Zeit. Ihm zufolge kommt der HFPH eine wichtige Rolle zu:
„100 Jahre Hochschule für Philosophie – das sind 100 Jahre kritisches Denken, mutiger Dialog und freiheitliche Bildung. In einer Welt im Umbruch, in Zeiten rasender Veränderung, brauchen wir Orte, die Orientierung geben. Ich habe ChatGPT gefragt, ob wir in Zeiten von KI überhaupt noch Philosophie brauchen. Die Antwort war klar: Gerade jetzt! Die HFPH ist ein Diamant in unserer Hochschullandschaft – klein, aber von größter Strahlkraft. Sie ist zugleich ein Think Tank mit Zukunftsrelevanz. Bayern ist stolz auf diese besondere Hochschule und ihren Beitrag zu einer offenen, pluralen Gesellschaft.“
Weitere Informationen
Link zum Pressefoto: www.hfph.de/pressefoto-festakt-2025
Für weiteres Bildmaterial von Festmesse und Festakt der HFPH wenden Sie sich bitte direkt an
Link zur Aufzeichnung des Festakts auf dem YouTube-Kanal der Hochschule: www.hfph.de/aufzeichnung-festakt-2025
An der Hochschule für Philosophie München (HFPH) stellen sich Lehrende und Studierende seit fast 100 Jahren gemeinsam den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft. Wir bilden Menschen in Philosophie aus, damit sie komplexe Zusammenhänge kritisch erfassen können und Orientierung in den existenziellen Fragen des Menschseins gewinnen. Das Studienangebot der vom Jesuitenorden getragenen und staatlich anerkannten Hochschule umfasst Studiengänge in Philosophie mit den Abschlüssen Bachelor, Master und Promotion ebenso wie berufsbegleitende Weiterbildungsstudiengänge mit Zertifikat oder Master-Abschluss. Im Zentrum des Münchner Universitätsviertels zeichnet sich die Hochschule durch besondere Lehr-/Lernprozesse auf Augenhöhe zwischen Studierenden und Lehrenden, eine familiäre Atmosphäre sowie inter- und transdisziplinären Austausch aus. Die Hochschule ist ein Ort des Dialogs und der Debatte, der auch über die Wissenschaft hinaus in die Gesellschaft hineinwirkt. www.hfph.de
Die Jesuiten sind eine Ordensgemeinschaft in der katholischen Kirche. Zur Zentraleuropäischen Provinz gehören rund 350 Mitglieder an 35 Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden, Litauen und Lettland. Das Engagement der Jesuiten folgt vier weltweiten Schwerpunkten: Sie zeigen Wege zu Gott auf, stehen an der Seite der Benachteiligten, begleiten junge Menschen auf ihrem Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft und setzen sich für die Bewahrung der Schöpfung ein. Seit Jahrhunderten widmen sich die Jesuiten der Bildung an Hochschulen und Schulen. www.jesuiten.org