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„Es sind besonders die Aspekte der Globalität und des interkulturellen Dialogs, in denen ich viel Potential für Entwicklung sehe.“ – Laura-Marie Baumgartner auf dem Weg zum IAJU-Treffen in Bogotá

IAJU Treffen Bogota 2025. HFPH-Studentin Laura-Marie Baumgartner nimmt teil. © IAJU 2025 Assembly

Laura-Marie Baumgartner ist Studentin des Philosophicums an der Hochschule für Philosophie München (HFPH). Seit sie denken kann, hat sie ein großes Interesse an Kulturen und interkulturellen Begegnungen. Anfang Juli 2025 nimmt Laura-Marie am IAJU Global Citizenship Fellows Program in Bogotá teil. Dieses Programm ist in das große Jahrestreffen der International Association of Jesuit Universities (IAJU)  eingebettet. Das Global Citizenship Fellowship ist ein Projekt des Berkley Center for Religion, Peace & World Affairs der Georgetown University. Worum es in dem Programm geht, was sie zu der Teilnahme bewegt und was sie sich von dem Treffen erhofft, beantwortet sie im Interview:

Von 30. Juni bis 3. Juli findet die große Versammlung der International Association of Jesuit Universities (IAJU) in Bogotá (Kolumbien) statt. In diesem Rahmen ist auch ein internationales Treffen aller Teilnehmenden des IAJU Global Citizenship Fellows Program angesetzt. Worum geht es bei diesem Treffen?

Das Global Citizenship Fellowship ist ein Projekt des Berkley Center for Religion, Peace & World Affairs an der Georgetown University. Es hat sich zum Ziel gesetzt, einer Kohorte von Studierenden der verschiedenen jesuitischen Universitäten weltweit die Bedeutung des Konzepts `Global Citizenship` näherzubringen und Fähigkeiten im interkulturellen Dialog zu vermitteln. Die Global Citizenship Education, welche u.a. von der UNESCO gefördert wird, möchte das Bewusstsein für unser Verständnis und unsere Verantwortung als Weltbürgerinnen und Weltbürger über nationale Grenzen hinweg schärfen und interkulturelles Lernen fördern. Die diesjährigen Fellows setzten sich monatlich in angeleiteten virtuellen Treffen mit verschiedenen themenbezogenen Inhalten auseinander und dürfen Anfang Juli an der internationalen Konferenz jesuitischer Universitäten in Bogotá teilnehmen, um die internationale Studierendenschaft dort zu vertreten. Diese globale Zusammenkunft von Vertreterinnen und Vertretern jesuitischer Institutionen soll ein Moment tiefer Reflexion, Zusammenarbeit und strategischer Vision als Antwort auf einige der dringendsten und komplexesten Herausforderungen der Welt sein. Außerdem werden die Seminareinheiten zum Global Citizenship für die elf Fellows im analogen und persönlichen Kontext weiter vertieft.

Was motiviert dich, dich in diesem Programm stellvertretend für die Studierenden der HFPH zu engagieren?

Mein akademischer Hintergrund streckt sich über Jura und Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie Philosophie im Philosophicum an der HFPH. Das Zusammenspiel zwischen den Menschen als durch ihre psychischen Prozesse bewegten Glieder einer Gesellschaft, die wiederum durch die Institution des Rechts eine grundlegende Ordnung erfährt und mittels der Philosophie versucht, Konzepte wie Frieden und Gerechtigkeit zu verstehen, motivierte meinen interdisziplinären Studienweg. Zudem gilt meine Leidenschaft den globalen Angelegenheiten oder in Hegels Worten „dem Weltgeist“ und meine verschiedenen Perspektiven bereichern meine Auseinandersetzung damit. Neben dem Akademischen lege ich, schon seit ich denken kann, großen Wert auf soziales Engagement und werde durch eine unstillbare Neugier gegenüber der Welt bewegt. Mein Studienleben wurde konstant durch verschiedene Projekte mit interkulturellen Bezügen bereichert, hauptsächlich im Bereich der Friedensbildung und der Diplomatie.

Groß geworden bin ich im Kampfsport Taekwondo, welcher mir seine Grundwerte Höflichkeit, Integrität, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin und unbezwingbarer Geist (im Sinne von Mut, Entschlossenheit und Standhaftigkeit) bereits in die Kinderschuhe legte; immer mit dem Ziel einer verantwortungsvollen Haltung gegenüber anderen Menschen und der Welt als Ganzes. Auch meine kroatischen Wurzeln und das Aufwachsen zwischen Deutschland und dem vielfältigen Balkan prägte mich tiefgreifend. Die ständige Präsenz von Konflikten in der Region, die kontrastreichen Traditionen und Kulturen sowie der starke Gemeinschaftssinn inspirierten mich.

Die Konferenz der IAJU wird sich u.a. mit wichtigen Themen wie Migration, Nachhaltigkeit, Demokratien in der Krise und psychischer Gesundheit auseinandersetzen und darüber reflektieren, wie jesuitische Universitäten junge Menschen für den Umgang mit den Herausforderungen unserer Gesellschaft ausbilden können. Gerade weil diese Themen meinen Interessen besonders nahestehen, freut es mich wirklich sehr, aktiv daran teilhaben zu dürfen!

Welche Themen wurden im Vorfeld zur Vorbereitung des Treffens in den bisherigen Online-Sessions des Programms behandelt?

Von der Diskussion über Definitionen, Herausforderungen und Potenziale des Konzepts „Global Citizenship“, über den Austausch eigener Erfahrungswerte vor dem Hintergrund nationaler Prägungen, bis hin zu Übungen zur interkulturellen und zwischenmenschlichen Kommunikationsfähigkeit – all das war dabei. Die maßgeblichen Workshops und kollaborativen Foren werden in Kolumbien stattfinden.

Welche Themen oder Herausforderungen im Bereich der globalen Gerechtigkeit oder des interkulturellen Dialogs interessieren dich besonders und warum?

Krieg und Frieden sind Themen, die mich sehr umtreiben. Besonders die Ungleichverteilung globaler Ressourcen, Chancen und Rechte sowie die Disparitäten zwischen Religionen, Kulturen und Staaten bei gleichzeitiger Parität ihrer Subjekte qua ihres Menschseins fordert mein Denken und Fühlen heraus. Was mich zusätzlich irritiert, ist das vermeintliche Gegebensein von Machtstrukturen, die einem echten Streben nach Harmonie oft entgegenzustehen scheinen. Globale Gerechtigkeit ist ein sehr komplexes Themenfeld. Kurz gesagt treibt es mich täglich an, diese Komplexität zu durchdringen und Wege zu finden, wie man in Theorie und Praxis dazu beitragen kann. Es sind besonders die Aspekte der Globalität und des interkulturellen Dialogs, in denen ich so viel Potenzial für Entwicklung sehe.

Was erwartest du dir vom Austausch mit Studierenden aus anderen Ländern und Kulturen – und was glaubst du, kannst du selbst in diesen Dialog einbringen?

Dankenswerterweise durfte ich schon einige besondere Erfahrungen in interkulturellen Projekten sammeln, zuletzt beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo, und glaube, dass meine Weltoffenheit, meine Leidenschaft für die Begegnung mit Mensch und Natur sowie meine Bereitschaft sich auf Gegebenes einzulassen, schnelle Verbindungen ermöglicht. Kultur ist für mich eine Art und Weise das wundersame Leben zu zelebrieren. Ich empfinde es als sehr bereichernd, mehr von diesen Arten und Weisen kennenzulernen und mich von ihnen inspirieren zu lassen. Noch dazu ist meine Identität geprägt vom bikulturellen Aufwachsen, was meine interkulturelle Sensitivität bestimmt maßgeblich beeinflusst hat. An meine Mitstudierenden im Fellowship und unseren Austausch habe ich keine Erwartungen, sondern freue mich einfach sehr auf das, was kommt und wie es kommt. Es ist immer eine besondere Erfahrung von anderen Lebensrealitäten zu lernen, noch dazu wenn so viele verschiedene Kulturen an einem Ort zusammenkommen. Die diesjährigen Teilnehmenden kommen aus Japan, Mexiko, Indien, den Philippinen, Guatemala, USA, Madagaskar, Myanmar und Deutschland – das Potenzial dieser Vielfalt liegt darin, dass sie uns verbindet; nicht trotz unserer Unterschiede, sondern gerade durch sie.

Wie siehst du die Rolle von Bildung und den jesuitischen Universitäten bei der Förderung globaler Verantwortung und Solidarität?

Die Bildungsphilosophie der jesuitischen Universitäten zeichnet sich durch ihren Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung, analytischem Denken, (spiritueller) Reflexion und sozialem Verantwortungsbewusstsein aus. Ich erachte Bildung als einen Weg zur persönlichen und gesellschaftlichen Freiheit, auch wenn mir bewusst ist, dass Bildung leider zu den Privilegien zählt. Wer gebildet ist, kann kritisch denken und die Selbstbestimmung stärken. Neben ihrer zentralen Bedeutung für die Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen halte ich Bildung für noch mehr; beispielsweise wenn sie nicht-formal ist, also losgelöst von Hörsälen, Theorieverständnis, Bewertungen und Hierarchien, dennoch angeleitet stattfindet. Der nicht-formale oder sogar informelle Kontext, der beispielsweise in der interkulturellen Begegnung gegeben ist, erlaubt Kreativität, Authentizität und das wertvolle „Lernen zwischen den Zeilen“. Verbunden mit dem (jesuitischen) Weitblick für das Streben nach einem Beitrag zur Welt, grenzenlosem Dialog, Engagement und globaler Solidarität bleibt der Geist der Pädagogik von Ignatius von Loyola als Gründer des Jesuitenordens aktuell: „Bildung ist nicht das Füllen eines Gefäßes, sondern das Entfachen eines Feuers“, ebenso wie „Lass dich von der Liebe leiten, nicht vom Ehrgeiz.“ – Diese Verbindung zwischen unseren rationalen und emotionalen Fähigkeiten, die jesuitischen Universitäten gelingt, zeigt, dass transformierende Bildung nicht nur kluge Köpfe, sondern auch empathische Herzen formt und fördert.

Instagram-Takeover aus Bogotá!

Laura-Marie Baumgartner wird den Instagram-Account der HFPH übernehmen und uns an ihrer Reise und ihren Eindrücken teilhaben lassen!

 

Laura-Marie Baumgartner reist zum IAJU Treffen 2025 nach Bogota.
Laura-Marie Baumgartner © privat

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